Am 09.09.17 zog es die Wartenberger Runninggroup nach Bernau. Breits am Vorabend haben wir unseren Wohnbereich abgesteckt und die Zelte aufgeschlagen, damit wir am Samstag voll konzentriert an den Start gehen können. Nach einer kurzweiligen Einweisung durch den Veranstalter, ging es für unseren Startläufer auch direkt schon in die Startzone. Punkt 14Uhr fällt der Startschuss und diese Strecke, im Stadtpark Bernau, wird uns nun für die nächsten 24 Stunden herausfordern. Noch nie zu vor sind wir solch einer Herausforderung entgegengetreten. Na mal schauen. Verpflegungstechnisch waren wir zumindest gut aufgestellt und es sollte für die nächsten 4 Wochen reichen. Da wir mit Kind und Kegel vor Ort waren, wollten unsere Kids sich natürlich auch an dem 24 Stunden Rennen beteiligen und die 1,64km Distanz zurücklegen. Der Kilometerzähler bewegte sich jedoch recht langsam voran und wir befanden uns die ersten 8-9 Stunden im Dreikampf zwischen Platz 14 und 12. Wahnsinn, in welchem Tempo die drei Erstplatzierten, eine Runde nach der anderen abspulten. Um 20Uhr waren dann die 6h Rennen beendet und für uns war es Zeit den Grill anzuheizen, für das Abendbrot und das Nachtlager aufzuschlagen.
Es wurde ruhiger im Park, der Großteil der 6h Läufer war bereits abgereist, auch aus unserem Team haben welche die Heimreise zur Übernachtung angetreten. Und somit verringerte sich unsere Läuferzahl auf 8. Wir lagen im Ranking wieder weiter hinten, ausgerechnet jetzt musste uns der Ehrgeiz packen. Also änderten wir die Strategie und die ging auf. Stück für Stück holten wir die Teams vor uns ein und ein Kampf um Platz 11 entbrannte. 4.30Uhr Nachts, jeder war mittlerweile an seine Grenzen angelangt, es mussten dringend Schlafpausen und frische Läufer her. Die Unterstützung kündigte sich jedoch erst ab frühestens 6.00Uhr an. Wir waren jetzt nur noch zu viert. Egal, die Devise hieß laufen, laufen, laufen. Versuchen die Pace zu halten, um nicht wieder im Ranking zu fallen. Endlich, die ersten Läufer, kehrten zurück zur Base und wir waren froh sie direkt auf die Strecke schicken zu können. Die Sonne ging auf und unsere Rückkehrer oder auch neu ins Team gekommenen Läufer, brachten frische Brötchen mit, sodass wir gemütlich am Feuer frühstücken konnten und ja ein, leckeres Steak am Morgen, bringt wunderbare Energie, für die noch bevorstehenden 6 Stunden. Aber lange Ausruhen war nicht, die über Nacht raus gearbeiteten Plätze, hieß es zu verteidigen. Die Heimgebliebenen mussten erst einmal kurz reflektieren, was da über Nacht passiert ist und warum aus dem Ziel “Durchhalten ist alles”, nun ” Wir holen uns Platz 11″ geworden ist.
Ich kann nicht sagen, ob sie Verständnis dafür hatten, was ich aber sagen kann, sie haben Bedingungslos mitgezogen, alles gegeben. Das macht ein Team aus, gemeinsam ein Ziel erreichen. Selbst unsere Kids, wollten daran teilhaben und erneut ins Rennen gehen. Der Kampf um Platz 11 wurde immer knapper, mal hatte das Team eine Runde Vorsprung mal eine halbe. Dann holte Platz 13 uns wieder kurz ein. Also die letzten drei Stunden waren ein sehr spannendes Rennen. Und jede Überrundung eines Einzelläufers haben wir mit Achtung vor der Leistung des Einzelnen und ein wenig Ehrfurcht absolviert. Diese Läufer sind seit mehr als 20 Stunden alleine unterwegs, nur ab und an begleitet von ihren Laufbetreuern. Mein allergrößter Respekt vor dieser Leistung. Ich kann jedem nur empfehlen im kommenden Jahr vorbei zuschauen und sich dies anzuschauen und auf sich wirken zu lassen. mit welchem Ehrgeiz, Willen und Selbstdisziplin diese Menschen kämpfen um ihre Ziele zu erreichen. Wahnsinn.
Zurück zu unserem Rennen. Noch gut 1,5 Stunden bis zum Ende. Die Chancen auf Platz 11 stehen gut. Wir tüfteln an einer Strategie, wer, wann, wie. Wir haben einen Trumpf bekommen. Unser schnellster Läufer aus der Runninggroup, ist spontan vorbeigekommen…los geht´s. Der Coach soll die letzte Runde laufen….hmmm…okay. Dann mache ich das. Der Leistungsdruck in mir wächst. Kann ich den Vorsprung halten? Gedanklich gehe ich die Strecke nochmal durch, ja ich kann sie mittlerweile auswendig laufen, Tag und Nacht….dennoch überlege ich mir wie ich die letzte Runde angehen. Denn eine gechillte, in Siegerpose durch den Zielbogen rennende, wird es nicht werden. Wir checken das andere Team. Welche Läufer gehen an den Start, wann kommt wer…ist das Spannend. Mittlerweile steht unser ganzes Team im Zielbereich. Der Plan war, unser Topläufer läuft zwei Runden, holt viel Distanz zum anderen Team raus und ich dann auf die letzte Runde, die Distanz halten.
Die andere Seite der Strecke ist gut vom Zielbereich aus zu sehen, ich sehe unseren Läufer, er gibt dort bereits das Wechselzeichen, der andere Läufer vom gegnerischen Team ist nicht zu sehen. Mist. Was ist passiert, warum schon nach einer Runde. Ich muss jetzt schon in die Wechselzone. Er kommt, Staffelstabübergabe, kurze Info von ihm, das er den anderen Läufer bereits nach gut 900m überholt hat. Okay. Ich gebe Hackengas, der Vorsprung darf nicht einreißen. Ob das andere Team noch einen weiteren Läufer auf die Strecke schickt? Ich weiß es nicht. Nur nicht überholen lassen. Ich renne als ginge es um Platz 1. Vorbei an der Stadtmauer und an dem Baum, der irgendwie immer an der Stelle über die Strecke ragt, wo ich in den vergangenen 23,9 Stunden andere Läufer überholt habe. Weiter über die Holzrampe, damit man keine Stufen nach unten nehmen muss. Ich ziehe eine weite Kurve über die angrenzende Wiese hinaus, um nicht abbremsen zu müssen. Vorbei am Ententeich, hmmm, ich habe es versäumt die letzten Stunden die Enten zu zählen, aber dafür ist jetzt keine Zeit. Ich merke hinter mir einen Läufer. Ist es das andere Team? Ich kann seine Nummer im Seitenblick nicht erkennen. Er überholt, auch noch links, wie soll ich da die Nummer erkennen? Egal, wird schon passen und einer von den oberen Plätzen sein. Da kommt auch schon das “Hügelchen” würde man sagen, wenn man da spazieren geht. Ich kann euch versichern, auch ein “Hügelchen” wird nach einigen Stunden zu einem unendlich scheinenden Berg, mit gerade einmal 6 Stufen. Bea hat sie gezählt und ich habe es nachgeprüft. Ja stimmt, 6 Stufen sind da drin. Weiter geht es vorbei am Friedhof und in der nächsten Kurve sehe ich jemandem aus meinem Team an der Strecke, er schreit “Matze komm du schaffst es, hast noch Zeit”. Das ist mir Wurscht. Ich will wissen ob der Läufer, der mich überholt hat aus dem anderen Team ist. Ich schreie, also ich versuche es zumindest, ihm zu “Hat der die 236????” zum Glück bekomme ich ein “Nein” zur Antwort und den kurzen Hinweis, dass ich noch Zeit habe eine neue Runde anzubrechen. Okay dann weiter. Es geht auf die Zielgerade. Die anderen Teams stehen und tragen mit ihrem Beifall, jeden einzelnen Läufer ins Ziel, ich schaue auf die Uhr die direkt im Ziel hängt. Keine Ahnung wie viel Zeit noch war, nur nicht von irgendwem einholen lassen. Ich verpasse die Spur und renne einmal durch die Wechselgasse wo noch Läufer auf die Übergabe warten. Ich darf nicht langsamer werden, wenn die 236er jetzt noch einen frischen Läufer rein schicken wird es schwer. Plötzlich zwei aus meinem Team kommen mit mir auf die Strecke und begleiten mich. Feuern mich an, reden mir zu. Ich keuche wie ein Rohrspatz. Ich glaube das letztemal war das so bei einem Intervalltraining in der Marathonvorbereitung. Wir verlassen den Stadtkern und es geht wieder Richtung Ententeich, nein ich will die dieses Mal auch nicht zählen. Ich bin durch, hoffe die ganze Zeit, das “Park-untypische-Geräusch” zu hören. Und da ist es, mehrere Schüsse, drüben von der anderen Seite des Walls. STOPP! Geschafft. Wir haben den 11.Platz erreicht! Sicherheit bringt der Streckenposten, der nun zu jedem einzelnen Läufer kommt und die noch gelaufene Distanz zum Startpunkt misst. Hier wo ich stehe sind es 340m bis zum Start zurück. Und da kommt ein weiteres Teammitglied, mit einer Flasche des Wartenberger Lieblingsradlers für mich in der Hand. Danke. Danke an Euch alle.
Nachdem wir entspannt unsere Zelte abgebaut und den größten Teil verstaut haben, ging es zur Siegerehrung. Hier wurde einem nochmal richtig bewusst, welche Leistungen die Einzelläufer und auch die Teams gebracht haben. Wenn man die Zahlen nur liest, ohne es gesehen oder sogar selbst dabei gewesen zu ein, kann man nicht realisieren, was dies bedeutet. Die Bernauer Lauffreunde haben hier zu ihrer 14.ten Laufveranstaltung dieser Art, eine Klasse Arbeit geleistet. Es gab für die Läufer Rund um die Uhr, heißen Tee, belegte Brötchen und andere Leckereien die das Läuferherz höher schlagen lässt. Genügend Platz für Zelte war vorhanden. Die Moderation war Top. Vielleicht im nächsten Jahr über Nacht ein wenig Musik mit mehr Pepp 😉 Alles in Allem eine rundum gelungenen Veranstaltung. Wir kommen im nächsten Jahr gerne wieder.
Jana E., Jane M., Beatrice, Nicole, Jona, Sheila, Vanessa, Kerstin, Jasmin, Corinna, Kati, Silvia, Francis, Vianna, Jolina, Mia, Leonie, Max S., Max D, Maxim, Timo, Justin, Chris B, Chris E, Jan, Jaden, Felix, Andreas, Olaf, Ingo, Andre, Rene, Mike und Lars.
Gemeinsam haben wir an diesem Wochenende Bernau mit 155 Runden oder 250,754km gerockt.
Bericht Matthias Heese-Steinmetz