25.08.18 bis 26.08.18 – Der allererste Ragnar Relay in Deutschland und wir waren mit den Wartenberger Avengers dabei. Die schwierigste Aufgabe für mich kommt jedoch jetzt, wie erzählt man von 30!!! Läufen innerhalb von knapp 26 Stunden ohne ein Buch zu schreiben?
Bei einem Ragnar Relay laufen 10 Läufer auf einer Strecke von 250km im Wechsel je einen Abschnitt(Leg) im Wechsel, begleitet vom Teamvan. In erster Linie geht es hier nicht um die Zielzeit sondern um das ganze drum herum. Bevor es jedoch los geht möchte ich mich im Namen unseres Läuferteams ganz besonders bei unseren vier Kraftfahrern bedanken, die sich unermüdlich, der langsam merklich ansteigenden Müdigkeit und dem “wirrem Gequatsche” der Läufer gestellt haben und uns sicher und pünktlich von Wechselpunkt zu Wechselpunkt gebracht haben. Dankeschön, ihr seid wahre Ragnarians! Ein weiterer Dank geht an unseren Support aus Berlin, dem Team vom mobilcom-debitel Shop Linden-Center für die Laufausrüstung und der Toyoto Deutschland GmbH Stralauer Allee für die beiden komfortablen VANS.
Samstag 9.00Uhr – Hamburg, Fischmarkt Den Check-In für VAN 1 haben wir erfolgreich gemeistert, das Sicherheitsbriefing und das Körperbranding auch hinter uns gebracht. So langsam steigt die Anspannung, besonders bei unserer Startläuferin Jana. Pünktlich um 10.00Uhr mit strömendem Regen geht es los. Der Rest des Team springt in den Van, um pünktlich am nächsten Wechselpunkt zu sein. Leg 1 ist geschafft und Katharina führt den Relay im Regen fort, Wechsel nach einem kleinen Umweg (Sightseeing) von Katharina an Beatrice. Und wo zieht man sich um, es regnet weiter, zum Glück stehen am Fischmarkt genug LKW hinter denen man gute und überdachte Deckung findet. Nun aber HoppHopp immer an der Elbe entlang, denn unsere schnellste Läuferin hat gerade die kürzeste Strecke vor sich. Die Sonne lugt durch die Wolkendecke und ein paar Minuten bleiben dann doch noch am Exchange 3, um Fotos für die Nachwelt festzuhalten. Thomas steht bereits in den Startlöchern als es direkt zum Wechsel wieder anfängt zu regnen. Davon lassen wir uns nicht unterkriegen und nutzen die Dusche gleich effektiv (Hahaha). Nicht das ich bisher schon aufgeregt war oder so, nein ich doch nicht, niemals. Jetzt geht es aber los. Wie wird es sein? Werde ich mich verlaufen? Regnet es bei mir? Wo geht es lang? Oh man sooo viele Fragen hatte ich vor noch keinem Lauf. Zum Glück war ich ja nicht der einzige mit diesen Gedankenspielen an diesem Tag in Hamburg. Exchange 4, Thomas müsste gleich um die Ecke biegen, die Stimmung ist Klasse, die Teams feuern sich, wie an jedem Wechselpunkt gegenseitig an, kein Konkurrenzgedanke spürbar. Nur der Drang, dieses verrückte Event, Erlebnis, Lebensereignis zu genießen und durchzuziehen. Und da kommt Thomas schon angesprintet, Shakehands, Staffelband übergeben und ab geht es auf die Strecke. An der zweiten Ecke steht ein Zuschauer und weist mir die Richtung, hmmm ist das richtig? Stand da ein Schild? Check auf der virtuellen Karte – es passt, ich wurde nicht veräppelt. Kurze Zeit später bin ich raus aus der Stadt und befinde mich auf Obstplantagen, ach ja, es regnet zur Abwechslung. Die Strecke ist tatsächlich perfekt ausgeschildert, jede Ecke hat sein eigenes kleines Ragnarschild. Respekt an den Veranstalter für diese klasse Organisation. Ich näher mich dem Exchange 5, der erste große Wechselpunkt. Hier werden die Vans1 und 2 aufeinander treffen und wir werden kurz Zeit haben für ein Teamcheck. Ich freue mich, Lars und damit Van2 nun endlich auch in dieses megatolle Laufevent schicken zu dürfen. Nur noch zweimal abbiegen, dann ist Wechsel. Aber halt Stop, warum läuft die Läuferin vom anderen Team da vorne dort lang? Check meiner Karte, Check Standort, sie läuft falsch, ich richtig. Also schreie ich kräftig durch den Wald “Stooop, that´s the wrong way”, sie hatte sich nach dem Richtungsschild der entgegenkommenden Läufer gerichtet und war über meinen Hinweis sichtlich froh. Weiter ging es Richtung Flughafen Wesel, ich überlege mir noch einen Livestream auf Facebook zu starten, ja ja ich weiß, total verwackelt aber der Wille zählt. Durch den Spalier aus knapp 200 Vans und den jubelnden anderen Läufern erreiche ich den Wechselpunkt und kann an Lars übergeben. Van 2 ist nun im Spiel, während wir das Navi nach einer Nahrungsquelle in Streckennähe durchsuchen und einen kurzweiligen Essen, Trinken, Toilettengang, Vorräte durch einkaufen auffüllen, Stop einlegen.
Samstag 14.00Uhr – Nachdem wir alle schon am Start aufgeregt waren, fuhren wir mit Van 2 zum ersten großen Wechselpunkt und checkten ein. Wir haben uns nochmal gestärkt und warteten geduldig auf Matthias, der das Staffelarmband an unseren ersten Läufer Lars übergeben sollte. Als er denn kam und an Lars übergab, feuerten wir unsere Läufer lautstark an und nun begann dieses Abenteuer auch für uns. Nun hieß es für die Nichtläufer, Pferde satteln und zum nächsten Wechselpunkt, damit Lars das Armband rechtzeitig weitergeben konnte. Angekommen am 6. Wechselpunkt warteten wir auf Lars und bekamen mit, dass einige Läufer den 5. Wechselpunkt ausgelassen hatten und zum 6. Gelaufen sind. Aber es war niemand da der auf sie wartete, die Teamkollegen standen alle am 5. Wechselpunkt und warteten dort. Diese Info ließ uns erst richtig nervös werden, keiner von uns wollte sich verlaufen und extra km laufen oder abgeholt werden, weil er sich komplett verlaufen hatte. Dann kam Lars auch schon und übergab an Tine, die sich gleich auf den Weg machte, immer Richtung stadtauswärts am Wasser entlang. Nach gut 7km kam sie klatschnass am 7. Exchange an und übergab an Ingo, der sich im Regen auf seine erste Etappe machte. Es ging durch ein paar kleine Siedlungen und Dörfchen immer Richtung Nordsee. Der Van mit dem nächsten Läufer wartete schon. Adriano bekam das Armband und machte sich auf Richtung Deich. Das Wetter, welches das komplette Wochenende Katz und Maus mit uns spielte, klärte sich wieder auf und die Sonne zeigte sich. Am Deich angekommen ging das slalomlaufen los. Ein Blick immer auf den Weg gerichtet, mit dem anderen die Aussicht genossen. Es gab tausende Schafe und deren Hinterlassenschaften auf dem weg, welchen es auszuweichen galt. Dies gelang nicht immer. So musste er erst einmal die Schuhe am nächsten wechselpunkt putzen, nachdem er an Jasmin, unserer letzten Läuferin aus unserem van, das Staffelband übergab. Auch sie hatte so ihre Probleme saubere Schuhe zu behalten. Wir fuhren zum nächsten Wechselpunkt, an dem wir schon von Van 1 erwartet wurden. Wir tauschen uns aus und warteten auf Jasmin. Das Warten wurde für alle auf eine spannenden Probe gestellt, denn das plötzlich auftauchende Ordungsamt, teilte mit, dass alle Vans im falschen Bereich stehen und unverzüglich um parken müssten. Nun kann man sich das sicher bildlich vorstellen, wie knapp 50 Vans die vor Ort waren und auf dem Parkplatz am kleinen Fischereihafen standen, von jetzt auf gleich die Autos umstellen mussten. Das stand so nicht auf der Liste für die Teamcaptains (Hahaha). Wir konnten die Vans noch pünktlich umstellen und gemeinsam Jasmin anfeuern, die gerade an Jana übergeben hat. Es geht weiter, alle wieder von vorne, nur das wir nun so langsam in Richtung Abend und Nacht gehen. Die Dämmerungs- und Nachtläufe sind für uns alle eine spannende Herausforderung, wir können hinterher viele Geschichten über gefährlich anmutenden Sitzmöglichkeiten und typische nordische Deichtiere erzählen. Die Themen in den Vans werden von Stunde zu Stunde auch interessanter oder vieleicht doch verwirrender? Wer weiß das schon, denn was im Van passiert bleibt im Van 😉
An den großen Wechselpunkten, versuchen wir in den Vans zu schlafen. Der Plan mit Zelten und Schlafsäcken, ging auf Grund des Wetter nicht so ganz auf. Und so ging es nach einem erholsamen ca. 40min Schlaf weiter. Mit kleiner werdenden Schritten nähern wir uns dem Ziel, die Seebrücke von Sant Peter-Ording. Van 1 ist seit 6.30Uhr mit seinen Legs durch und wir fiebern, gemütlich bei einer Tasse Kaffee und belegten Brötchen, per GPS Tracking, mit unserem Team in Van 2.
Sonntag 26.08.2018 – 11Uhr. Es wird Zeit, Jasmin hat das Staffelband bereits und ist auf dem Weg und wir begeben uns in Richtung Zieleinlauf. Was für eine Megastimmung hier. Die Seebrücke ist voll mit den wartenden Teams, Touristen und Zuschauern. Fast jedes Team geht seinem Zielläufer auf der Seebrücke entgegen, um gemeinsam ins Ziel zu laufen. Auch wir werden dies am Ende so machen und dieses eine legendäre, uns immer wieder an das tolle, gemeinsame und eine bisschen verrückte Wochenende erinnernde Foto erschaffen.
Ein wirklich riesiger Dank geht an den Veranstalter und die vielen vielen Helfer, die wie wir, dem Wetter trotzten und immer freundlich waren. Und die uns diesen schönen Staffellauf über eine Strecke von 250km entlang des Weltnaturerbes Wattenmeer ermöglicht haben. Vielen Dank für die wirklich gelungene Medaille die zusammengelegt eine Riesenmedaille ergibt. Warum jeder der zehn Läufer genau die Medaille, mit dem Spruch bekommen hat, der zu ihm passt, wird wohl ein Geheimnis des Veranstalters bleiben.